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Eine ungewöhnliche Handarbeit

21.03.2024

Es ist ein Mittwochvormittag im Januar und mir gegenüber, im lichtdurchfluteten Wintergarten des GFO Tageshospizes am Vinzenz-Pallotti-Hospital in Bensberg, sitzt Hubert Schmitz. Wir haben uns getroffen/verabredet, um uns über ihn und sein sowohl ungewöhnliches als auch spannendes Hobby zu unterhalten. Mir gegenüber sitzt ein großer, offen wirkender Mann, der gerne lacht und sich in Gesellschaft wohlzufühlen scheint.

Herr Schmitz ist 85 Jahre alt und hat erst kürzlich die Diagnose Lungenkrebs erhalten. Daraufhin erhielt er Bestrahlungen, die er aber nicht gut vertragen hat. Schon während des Aufenthaltes auf der Palliativstation  des Vinzenz Pallotti Hospitals wurde Herr Schmitz über das Tageshospiz informiert und war auch sofort sehr interessiert .Zuhause hat er sich erst einmal ein bisschen erholt.

Sein Interesse, seine Aufgeschlossenheit und seine Lebensfreude hat Herr Schmitz sich stets bewahrt und wird nun jeden Mittwochvormittag zu Hause abgeholt und ins VPH gefahren. Dort trifft er auf maximal vier andere Gäste, in ähnlicher Situation, sowie Ehrenamtler und Hauptamtler, die den Tag gemeinsam gestalten und miteinander verbringen. Das gesellige Beisammensein beginnt mit einem ausgiebigen Frühstück, bei dem ein erster Austausch und ein erstes Kennenlernen von neuen Gästen stattfindet. Da mehrere Ehrenamtler und Hauptamtler anwesend sind, kann schon hier persönlich auf Einzelne eingegangen werden, die an diesem Tag vielleicht erhöhten Redebedarf haben.

Wer möchte, plant aber vielleicht auch eine Beschäftigung durch Spiele, Spaziergänge durch den wunderschönen Park am Haus, den Besuch der regelmäßig wechselnden Ausstellung lokaler Künstler in unseren Räumlichkeiten, saisonale Bastelarbeiten oder das Musizieren mit unserer Musik- und Kunsttherapeutin. Dies sind nur einige der wechselnden Angebote, die unseren Gästen hier zur Verfügung stehen.

Tatsächlich haben hier schon Gäste begonnen zu malen, die bis dahin gar nicht wussten, wieviel Freude sie an dieser Tätigkeit haben würden und was dabei für wundervolle Bilder entstehen.

Katrin Brincker: Herr Schmitz, Sie sind gelernter Landwirt. Hatten Sie in Ihren aktiven Jahren Zeit und Muße einem Hobby nachzugehen?

Herr Schmitz (mit seinem sympathischen Lächeln): Nein, ich habe den Hof von meinem Vater übernommen und wir hatten Viehwirtschaft. Das heißt wir mussten morgens früh raus, um uns um die Kühe und das Melken zu kümmern. Tagsüber gab es immer reichlich Arbeit und abends hatten dann wieder die Kühe Priorität.

Katrin Brincker: Als Sie Ihren Hof dann an Ihren Sohn weitergegeben haben, hatten Sie zum ersten Mal Zeit für sich selbst und für ein Hobby - wie war da Ihr Gedankengang?

 

Herr Schmitz: Ich habe immer schon gerne handwerklich gearbeitet. So hatte ich zum Beispiel schon gemeinsam mit meinem Sohn Boxen- und Laufstall für die Kühe gebaut. Er ist 17 m breit und 30 m lang. Das hat zwei Jahre gedauert, bis er fertig war und dort konnten die Kühe sich dann frei drin bewegen. Man muss sich ja weiterentwickeln und das geht wunderbar in Gemeinschaft. Besonders gut mit Familie. Ich habe dafür meine Frau, meine Kinder  und Enkelkindern. Außerdem einen Kumpel, der Schreiner war und mir das Drechseln beibrachte. In ihm hatte ich einen wunderbaren Lehrmeister.

Katrin Brincker: Wie kann man sich das vorstellen?

Herr Schmitz: Ich hatte anfangs eine kleine Drechselbank und jede Menge Holz, verschiedenster Art. Das muss zunächst gut trocknen, bis es eine Restfeuchtigkeit von 13-14% hat, was ca. zwei Jahre dauert. Und dann fing ich an, meine Ideen umzusetzen. Ich wollte wissen, was überhaupt noch so für mich möglich ist. Es entstanden die verschiedensten Schalen, Dosen, Kugelschreiber, Teelichthalter - alles, was mir so in den Sinn kam. Auch ein Schachspiel aus zwei verschieden Holzsorten ist entstanden. Die hellen Teile sind aus Weißbuchenholz und die dunkeln Figuren und Felder aus Walnussholz. Da die kleine Drechselbank meinen Anforderungen irgendwann nicht mehr genügte, fuhren mein Freund und ich los und kauften eine größere, mit der ich noch anspruchsvollere Projekte erarbeiten konnte. Das war ein schönes Gefühl.

Katrin Brincker: Irgendwann kamen Sie auf die ungewöhnliche Idee, sich ihre eigene Urne zu drechseln. Stand das im Zusammenhang mit Ihrer Erkrankung?

Herr Schmitz: Nein, das war nicht der Grund. Ich strebe nach wie vor immer nach neuen handwerklichen Herausforderungen. Meine Erkrankung war zu diesem Zeitpunkt noch gar kein Thema - aber jeder weiß natürlich unterbewusst, dass man nicht ewig leben wird.

Katrin Brincker: Wie habe ich mir diese besondere Drechselarbeit vorzustellen? Wie sind Sie vorgegangen?

Herr Schmitz: Ich habe mich für Walnussholz entschieden und habe zunächst den Boden der Urne gedrechselt. Anschließend habe ich 16 kleine Holzstücke erarbeitet und diese mit Holzleim zu einem Ring verklebt, den ich auf den Boden der Urne gesetzt habe. Alles muss sehr gut durchtrocknen, bevor man dann den nächsten Ring aus Holzstücken versetzt darauf montieren kann. Das dauert seine Zeit, mehr als einen, maximal zwei solcher Ringe schafft man nicht pro Tag. Aber ich habe ja Zeit und liebe die Herausforderung. Es gelingt einem auch nicht immer alles direkt, aber nur so kann man lernen und sich weiterentwickeln.

Katrin Brincker: Wie viele dieser Ringe sind es denn geworden?

Herr Schmitz: Ich habe den Boden der Urne gedrechselt, dann 8 Ringe aus je 16 Holzstücken hinzugefügt und abschließend den Deckel der Urne ausgearbeitet.

Katrin Brincker: Wie lange waren Sie an dieser ganz besonderen Arbeit beschäftigt?

Herr Schmitz: Es hat ungefähr 8-9 Tage gedauert. Es musste ja auch alles noch von Hand richtig schön mit verschiedenen Schmirgelpapieren glattgeschliffen werden. So fühlt sich meine Arbeit jetzt richtig gut und hochwertig an.

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